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Rocks alive
Acryl, Computerprint
21 x 29,7 2002 |
DAS ZETTELWERK
findet auf normalem Schreibmaschinenpapier statt.
Ein Stapel davon liegt immer auf meinem Tisch. Weißes Papier, unbeschrieben, wartet. Ich werfe meine Netze aus, indem ich ein paar Linien oder Kringel zeichne. Es ist etwas geschehen. Auf dem Tisch liegt ein Kassenzettel vom Baumarkt. Darauf steht: „Lichtschlauch“. Ein Schlauch voll Licht. Neues Licht in alten Schläuchen. Das Wort zappelt im Netz. Ich skizziere das Wort in farbigen Buchstaben. Es ist still. Ich schalte das Radio an, um die Stille loszuwerden und am allgemeinen Geplapper teilhaben zu können. Das Radio plappert den Satz: „2009 sollen die ersten Antikörper das Werk verlassen“. Ich stelle mir vor wie sie heraushuschen (so wie der als Spermium verkleidete Woody Allen). Der Antikörper. Der Antichrist. Körper trifft Antikörper. Es geht um Leben und Tod. Ich spanne das Blatt in eine alte Schreibmaschine und tippe den Satz ab. Der Satz versprüht einen unheimlichen Faktenernst. 2009 – welch ein Datum! Der Kringel auf dem Blatt sieht aus wie ein Antikörper. Ich setze ihn in einen gelben Rahmen. Ich mache mir einen Kaffee, das Blatt kann warten. Wenn nötig, bis 2009. Wenn sich genug Blätter gestapelt haben, kommt der Stapel in eine Mappe und bekommt einen Namen. Ich schlage die Mappe auf und schreibe die Zitate, die auf den Blättern zu lesen sind, nacheinander ab. Ich drucke den Text aus. Ein neuer Stapel ist entstanden. Aus dem Stapel „NEUVERWIRRUNGEN"
Danke für diese schöne Lebensberatung, wir machen jetzt Musik. Man hat den Einduck, daß
die Welt vor einem abläuft. Fehler als heilsame Mitteilung. Die Amerikaner haben im Februar mehr Autos
gekauft. Karton ist billig. Kostenexplosion in der Pulverfabrik. Soziale Baustelle. Als ob wir überhaupt
die Wahl hätten, unsere Ideen zu leben! (Großer Rauschangriff.) Lächeln!!! Es gibt auch Mistböcke,
wie überall. Da ist viel Geld im Spiel. Was hinten rauskommt, ist meistens dilettantisch. Bilder fallen lassen.
Ist überhaupt eine Öffnung des Geistes möglich? Musil spricht vom Durchschnittsmenschen, dessen Geist
gereizt ist, ohne etwas schaffen zu können. Eigentlich müßte man singen. (Don't sit on your fat ass!)
Weißt du denn nicht, daß jedes vollkommene Leben das Ende der Kunst wäre? Frühlingszauber.
Meister Lampe Deluxe. Ich weiß nicht, welche meiner Geschichten ich mir noch glauben
soll, heute. Infos gibt's bei jedem Friedhofsgärtner. Große Gefühle. Aus der unmittelbaren Wirklichkeit.
O happy day! STOP. Morgen ändert sich dann wenig am Wetter. Ich selbst habe im meinen Erörterungen über Kunst
immer klargemacht, daß ich das Lachen den Tränen vorziehe, sagt John Cage. Horchposten. Lachseminar. Alles,
was eine Funktion hat, ist ersetzbar. Unersetzlich ist nur, was zu nichts taugt, sagt Adorno
laut Boesner-Katalog. Stupid money, stupid machines, stupid future. Singen stärke das Immunsystem,
Musik hören dagegen nicht, hieß es am 10.3.04 im Radio. Eigentlich. Eigentlich war es ein friedlicher
Ort. Man hätte eigentlich bleiben können. Eigentlich ist es ganz einfach. Eigentlich habe ich keine
Lust dazu, ich brauche aber das Geld. Eigentlich ist es ohnehin zu spät.
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Große Gefühle
Buntstift, Collage
21 x 29,7 2003 |
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Dinge anhäufen
Acryl, Computerprint
21 x 29,7 2004 |
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Jetzt wird’s
Buntstift, Collage
21 x 29,7 2004 |
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Uncle Sam’s Dschihad
Acryl, Tusche, Computerprint
21 x 29,7 2001 |
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Glaubst du?
Buntstift, Collage
21 x 29,7 2004 |
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Karmacats
Buntstift, Collage, Computerprint
21 x 29,7 2002 |
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Tag des Butterbrots
Acryl auf Papier
21 x 29,7 2003 |
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Trugbild Normalität
Acryl, Collage, Computerprint
21 x 29,7 2002 |
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Kopf leer
Buntstift
21 x 29,7 2004 |
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Katalog-Download
Thomas Dahmen, Zettelwerk
(pdf 0,5 MB) |